Rund ein Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel geht zwischen Feld und Teller verloren oder wird verschwendet. Das entspricht pro Jahr rund 2 Millionen Tonnen Nahrungsmittel oder der Ladung von rund 140‘000 Lastwagen. Fast die Hälfte der Abfälle werden in Haushalten und der Gastronomie verursacht: Pro Person landen hier täglich 320 Gramm einwandfreie Lebensmittel im Abfall. Dies entspricht fast einer ganzen Mahlzeit.
Diese Zahlen stammen aus wissenschaftlichen Ergebnissen, die nun laufend präzisiert und verdeutlicht werden. Fest steht: die Verluste müssen verringert und die Verschwendung gestoppt werden – für die Menschen und ihre natürliche Umwelt.
Was ist Food Waste?
Wir haben mehr Nahrung zur Verfügung als wir benötigen. Der Unterschied zwischen der verfügbaren Menge und dem, was wir effektiv konsumieren, sind Food Losses und Food Waste (also: Lebensmittelverluste und -verschwendung). Verluste bezeichnen Lebensmittel, die in den Produktionsverfahren verloren gehen und deshalb nie zu den Konsumenten gelangen. Verschwendete Lebensmittel (Waste) sind Produkte, die wir in unserem täglichen Konsum nicht verwerten, weil wir zu viel eingekauft haben, die Portion im Restaurant zu gross war oder weil wir einfach keine Lust mehr auf die übrigen Pommes im Teller haben.
Was sind vermeidbare Lebensmittelabfälle?
Vermeidbare Lebensmittelabfälle umfassen alle Lebensmittel und Lebensmittelteile, welche essbar und gesundheitlich einwandfrei sind oder einmal waren, aber wegen Verderb, Verfall oder Qualitätsmängeln nicht von Menschen verzehrt werden. Dazu gehören auch Lebensmittel, die verfüttert werden. Futtermittel, welche von Anfang an zu Futterzwecken angebaut wurden, sind ausgeschlossen.
Was sind unvermeidbare Lebensmittelabfälle?
Unvermeidbare Lebensmittelabfälle umfassen alle nicht essbaren Teile von Lebensmitteln wie Rüstabfälle, Knochen und Käserinden sowie Abfälle, welche bei bestem Wissen und Gewissen nicht vermeidbar sind. Dazu gehören z.B. Kartoffeln, welche trotz korrekter Lagerbedingungen von einem Krankheitserreger befallen werden.
Sind Rüstabfälle auch Food Waste?
Die zu Food Waste kommunizierten Zahlen beinhalten meist nur die vermeidbaren Verluste und Abfälle. Das heisst, dass ungeniessbare Teile wie Rüstabfälle, Knochen oder Kaffeesatz nicht eingerechnet sind.
Werfen wir in der Schweiz mehr weg als in anderen Ländern?
Die Verluste über die ganze Lebensmittelkette sind in den meisten Ländern etwa gleich hoch. Sie unterscheiden sich jedoch in der Verteilung über die Lebensmittelkette. Während in reicheren Ländern fast die Hälfte von Endkonsum-enten weggeworfen wird, landet in ärmeren Ländern in den Haushalten sehr wenig im Abfall. In diesen Regionen der Welt sind dafür die Verluste bei der Ernte, in der Lagerung und der Verarbeitung höher, da effiziente Technologien und das nötige Know-How weniger gut verfügbar und verbreitet sind.
Verluste in der Landwirtschaft
In der Landwirtschaft entstehen 20 Prozent aller Lebensmittelverluste. Dies geschieht zum Beispiel, weil:
- die Ernte aus technischen Gründen nie voll eingefahren werden kann.
- nicht normgerechte Produkte aussortiert werden. Dies können fingrige Karotten, missförmige Kartoffeln oder zu grosse Äpfel und Gurken sein.
Verluste in Handel und Verarbeitung
Im Handel und bei der Verarbeitung entstehen 30 Prozent der Lebensmittel-verluste. Die industrielle Verarbeitung kann nicht alle Nebenprodukte verwerten und auch der Handel produziert Verluste in den Verkaufsprozessen.
- Verarbeitungsverluste entstehen beispielsweise durch nicht normgerechtes Getreide, Molke als Nebenprodukt der Käseherstellung oder Teigreste.
- In Transporten werden Lebensmittel beschädigt.
- Überschreiten Waren das Verkaufsdatum im Lager, müssen sie entsorgt werden.
- Bleiben Frischprodukte in den Regalen liegen, landen sie im Abfall der Verteiler.
Verschwendung in Haushalten und bei Grossverbrauchern
Durch Haushalte und Grossverbraucher entsteht die Hälfte aller Lebensmittel-verluste. Sie entstehen durch:
- Kaufentscheidungen: Es wird mehr gekauft als benötigt. Verpackungsgrössen passen nicht immer auf unsere Bedürfnisse, Kochpläne können sich kurzfristig verändern oder die offene Flasche Milch im Kühlschrank geht vergessen.
- Die Lagerung: Die Art der Lagerung von Lebensmitteln beeinflusst ihre Haltbarkeit. Zum Beispiel können Bananen den Reifeprozess anderer Früchte beschleunigen und sie schneller verderben lassen.
- Interpretation der Haltbarkeit: Produkte sollten nicht nur nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum beurteilt werden, sondern auch mit unseren Sinnen. Oft können Produkte auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch verzehrt werden.
- Kochüberschüsse: Oft wird mehr gekocht als benötigt – die Reste werden jedoch nicht verwertet. Hier ist Kreativität gefragt!
Was können wir konkret als Einzelperson tun?
Zuhause in der Küche
- Bio oder sogar Demeter-Gemüse und Lebensmittel in angemessener Menge (nur so viel wie nötig) einkaufen oder direkt bei einem Bauern beziehen.
- Ablaufdatum sind nicht gleichzusetzen wie das Wegwerfdatum. Joghurts, Käse, Milch, Fleisch und so weiter sind oftmals noch einige Tage länger haltbar. Auf die eigenen Sinne achten.
- Gemüse und Früchte müssen, wenn in Bio/Demeter-Qualität nicht unbedingt geschält werden. Somit warum nicht einfach nur gut waschen und dann ganz verwenden?
- Alle Schalen der Zitrusfrüchte können im Ofen bei 90°C getrocknet werden und als Tee oder gemixt für Gewürzsalz verwendet werden.
- Alle Rüstabfälle von Wurzelgemüse sowie Zwiebelgewächsen, Pilzen, Kartoffeln und gewissen Kohlarten können gewaschen, leicht geröstet (ca. 1std. 130°C) und danach zu einem veganen Jus eingekocht werden, welcher wiederum mit Honig und diversen Gewürzen (auch Kräutern aus dem Garten) abgeschmeckt werden kann
- Reste von gekochten Lebensmitteln nicht wegwerfen, sondern am nächsten Tag zu einem neuen Gericht zusammenstellen.
- Keine Alufolie verwenden. Die ist schädlich und sollte so gut wie möglich vermieden werden.
- Kompost anlegen oder herausfinden, wo eine mögliche Kompostabgabestelle ist.
- Kräuter und Blüten, welche nicht frisch zum Einsatz kommen, werden getrocknet oder zu Fonds weiterverarbeitet. Als Alternative können auch Kräuteröle (aus Stielen) hergestellt werden.
- Die getrockneten Kräuter werden zu hauseigenen Teemischungen weiterverarbeitet oder kommen als Gewürzmischungen nochmals zum Einsatz.
Zuhause allgemein
- Bei eigenen Festen kein Plastikgeschirr verwenden oder wenn, dann auf umweltfreundliche Alternativen wechseln.
- Getrennte Entsorgung von Altpapier, Karton, Plastik, Glas, Alu und so weiter beachten und durchführen.
- Keine Plastik- sondern Glas-Tupperware verwenden.
- Gläser die vor Licht geschützt aufbewahrt werden müssen, können anstelle von Alufolie in einem braunen Glas verpackt werden.
Unterwegs und in Restaurants
- Plastikflaschen meiden und als Getränkeflasche eine Glasflasche verwenden, welche immer wieder benutzt werden kann.
- Allgemein, wenn man das eigene Essen mitnimmt, Glastupperware verwenden. Neu bieten auch viele Take Away-Orte an, dass man das eigene Geschirr mitbringen und auffüllen lassen kann.
- Anstelle von Klarsichtfolie für die Lagerung im Kühlschrank Teller oder Deckel verwenden.
- Im Restaurant nur so viel bestellen, wie der Hunger ist.
Quelle und Bilder: www.foodwaste.ch