Am Montag nach meiner Anreise ging es los!
Um 7Uhr wurde ich mit einem feinen Zmorge begrüsst und gestärkt – danach stiegen wir ins Auto, fuhren zum Keller, wo wir die Kisten und Netze für die bevorstehende Ernte ins Auto luden. Voll bepackt fuhren wir zur ersten Olivenplantage und trugen alles Material zu den ersten Olivenbäumen. Wir begutachteten (also ehrlich gesagt: Teresa und Marco begutachteten, denn ich wusste gar nicht genau, was da begutachtet werden musste :)) die Oliven und legten die Netze aus, so dass wir mit dem Pflücken gegen 8Uhr beginnen konnten.
So pflückten wir alle Oliven vom ersten Baum ab – rätsch, plopp plopp plopp, rätsch, plopp plopp plopp erklang es, wenn wir sachte mit den Händen und Fingern an den Ästen runterglitten, die Oliven sich lösten und auf den mit Netzen ausgelegten Boden plumpsten. Die Oliven wachsen am ganzen Baum, so dass ich auch auf die Bäume klettern durfte, um an die höher gelegenen Oliven zu gelangen. Dafür bereitete mir Marco immer angenehm die Leiter vor, so dass ich ganz entspannt noch oben klettern konnte und in den Genuss von der traumhaften Aussicht über den Bäumen kam. Was für ein Freiheits- und Glücksgefühl! Damit hätte ich nicht gerechnet. Neben dem wunderschön meditativen Arbeiten und Flow-Gefühl sowie Sinnhaftigkeit auch noch in weitere Gefühle zu gelangen: es war sehr spannend, wie ich mich selbst wieder neu entdecken konnte!
Gegen 12Uhr gab es ein romantisches Mittagessen: Picknick in den Olivenhainen und zur Nachspeise die frisch gepflückten Kakis! Was gibt es Schöneres, als ein Päuschen mit feinem Essen und einem Nickerchen? 🙂 So genossen wir eine ruhige Mittagspause an der frischen Luft, bevor es gegen 13.30Uhr wieder losging mit dem Olivenernten.
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Zur Freude von uns allen zeigte sich sogar die Gottesanbeterin:
Wir angelten uns also von Baum zu Baum, „grasten“ die Bäume ab, bis es wieder Abend wurde. Zeitweise machte ich eine kurze Trinkpause, doch schnell war ich wieder unter oder im Baum zu finden: ja, ich liebte die Tätigkeit sehr und genoss die vielen Stunden inmitten der Bäume in vollen Zügen.
Am Abend vor Sonnenuntergang luden wir die vollen Kisten ins Auto, fuhren zum Keller, stellten diese über Nacht, resp. bis zum Termin bei der Olivenmühle dort ein und kehrten nach Hause zurück. Dort wartete eine angenehme Dusche draussen (!!) oder auch drinnen auf uns und mich, welche ich mir nicht entgehen liess. Ich wurde wieder mit leckerem Abendessen beschenkt und mit guten Gesprächen unterhalten, so dass ich müde von der Arbeit und zufrieden mich danach schlafen legte. Und so vergingen die Tage im angenehmen Rhythmus und mit eindrücklichen Momenten bestückt!
Kennst du den Prozess, von der Olive bis zum Olivenöl? Ich wusste nichts davon – gerne berichte ich dir einwenig darüber: Wie oben geschrieben, wurde und wird jeweils ein Termin bei der Mühle vereinbart, welchen man einhalten sollte. Bis zum Termin sollte man genügend Oliven (mind. 150kg) geerntet haben. Wir standen also etwas unter Druck – doch wir erreichten in 2.5 Tagen eine Menge von 168kg Oliven, was uns viel Freude und vor allem Erleichterung 🙂 brachte! So fuhren wir zur Mühle (das genaue Gewicht erfuhren wir natürlich erst dort, da wir vorher die Oliven nicht gewogen haben) und liessen die Oliven durch ein Gerät, welches die losen Olivenblättchen einsaugte, so dass wir mehr oder weniger nur noch Oliven im Gefäss hatten.
Dieses wurde dann mit einem Fuhrwerk abgeholt und ins Gebäude zur Waage transportiert.
Dort erfuhren wir die unschlagbaren 168kg. Die Oliven wurden danach in einen Trichter geschüttet, wo sie durch ein kleines Loch in den unteren Stock verfrachtet wurden.
Dort wurden sie automatisch durch ein Wasserbad gelassen, um sie einwenig zu waschen, bevor sie in eine Mühle (Turbineart) weitergetrieben wurden. Dort wurden sie leicht erwärmt und zerdrückt, so dass eine leicht flüssige Masse entstand.
Nach 20 Minuten, welche wir genüsslich mit Kaffeetrinken und Kekseessen verbrachten :), wurde die Masse in den „Superdecanter Euro X30“ durch einen Schlauch gesogen, wo die Masse in folgende Teile getrennt wurde: Olivenkerne, Olivenfleisch, Olivenöl und Wasser.
Die Olivenkerne werden dann in den unteren Stock befördert und getrocknet, welche danach als Brennmaterial verwendet werden. Das Olivenfleisch und Wasser werden auch weiterbefördert, wobei dieses nicht verwendet wird. Obwohl anscheinend das Wasser neuerdings an gewissen Orten zu Olivenwasser verarbeitet werde. Am hiesigen Ort (noch) nicht. Das Olivenöl wird zum Schluss über ein Rohr in eine Zentrifuge befördert, wo es mit Wasser nochmals gemischt und dadurch gereinigt wird. Nach der Zentrifuge rinnt das goldene Öl aus dem Hahn direkt in den Kessel – was für ein glückseliger Moment!!
Aus 168kg Oliven gab es 34l Olivenöl. Dafür arbeiteten 5 Personen 2.5 Tage während jeweils 8h. Nicht nur das gibt dem Olivenöl den Wert – auch seine Inhaltsstoffe mit den vielen ungesättigten gesunden Fettsäuren, Vitaminen und Antioxidantien. Marco und Teresa haben darüber eine interessante Zusammenfassung geschrieben. Gerne empfehle ich für mehr Infos ihre Seite.